DÖRTI TOLK

benannt nach meiner Tante Dörti, die mit 33 Jahren für mich gestorben ist.

Die Welt ist bunt...


... und für mich nirgendwo so wunderschön, wie in Afrika. Ich war auf Yukatan, in Thailand, in Costa Rica, auf der Iberischen Halbinsel. Ich bin mit dem Auto durch  Griechenland gereist, wo es noch griechisch ist. Ich  habe viel von der Erde gesehen, wenn auch längst nicht genug. Da gibt es noch so viel, was ich gerne sehen möchte.

Als ich ein kleines Mädchen war, habe ich im TV einen Film gesehen,
Serengeti darf nicht sterben von Professor Bernhard Grzimek. Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich zu meiner Mutter sagte, dass ich da mal hin will. Irgendwann würde ich in die Serengeti reisen, sagte ich ihr. Meine Mutter war gerade beschäftigt und sagte: "Ja, ja. Mach du mal."
Damals war für mich nicht herauszuhören, dass sie mich nicht ernst genommen hat. Die Idee kam mir später, als ich mir viel Gedanken über meine Mutter gemacht habe.
In der Welt meiner Mutter gab es keine Reisen. Sie ist während ihres gesamten Lebens, das bereits im Alter von 44 Jahren endete, nie verreist. Nie!
Wir waren drei Kinder zuhause, mein Vater arbeitete unter Tage und war Alleinverdiener. Für Reisen hat es nicht gereicht. Deshalb  konnte meine Mutter mich nicht ernst nehmen. Reisen existierte in ihrer geistigen Vorstellungswelt nicht. Schon gar nicht Afrika.
Sie sagte oft zu mir: "Du hast zuviel Phantasie."
Kann man zuviel Phantasie haben?

Sehr spät, erst mit Mitte 50, habe ich richtig damit angefangen, zu reisen. Da ich meine Unabhängigkeit sehr schätze, reise ich allein. Von dieser Regel bin ich auch schon abgewichen, habe das jedoch jedes Mal bereut. Mit meinem Enkel zu reisen ist noch wieder anders. Wir haben schon einige Reisen zusammen gemacht. Auch er ist schon weit gereist. Nicht nur mit Oma, doch auch mit Oma. Er hat einen sehr weiten Horizont und keine Vorbehalte gegen andere Menschen. Er ist noch ein Junge, auch er wird sich verändern.
Ich war an vielen Orten dieser schönen Erde. Doch nichts hat mich so in seinen Bann gezogen, wie das wilde Afrika mit seiner grandiosen Natur und den wunderschönen wilden Tieren, insbesondere Löwen. Ich habe größten Respekt vor diesen majestätischen Tieren und bin voll Bewunderung ob ihrer Schönheit. Ich glaube daran, dass es diese tiefe Liebe und der Respekt ist, der die Löwen, denen ich begegnet bin, gehindert hat mich zu frühstücken.

In der Serengeti habe ich in einem Zelt geschlafen. Eines Morgens musste ich noch vor Sonnenaufgang aus dem Bett, da ich zu einem Ballonflug abgeholt werden sollte. Als ich im offenen Verpflegungszelt beim Morgenkaffee saß, kamen drei Löwen des Weges spaziert. Kein Witz! Drei ausgewachsene Löwen, wie unschwer an der majestätischen Mähne erkennbar war.
Mein Guide, Samuel war sein Name, nahm mich bei der Hand und wir stellten uns nebeneinander mit dem Rücken an die Zeltwand. Samuel nannte mich Bibi, was ungefähr die Bedeutung von Großmutter hat.
Er flüsterte mir zu: "Be quiet Bibi. Serengeti is peaceful."
Ich habe ihm geglaubt.
Die drei Löwen waren gerade Mal 2,00 Meter von uns entfernt und inspizierten das Zelt sehr rüpelhaft. Als sie damit fertig waren  spazierten sie gemütlich davon.
Das war meine erste Begegnung mit wilden Löwen. Die zweite Begegnung sollte ein paar Jahre später in Sambia sein und lässt sich auf Beweisfotos nachvollziehen.
Auch Elefanten, Giraffen, Zebras, Gnus, Büffel, Hyänen, schwarze Mambas, Würgeschlangen, Nashörner und Nilpferde, Wale, Delphine, Strauße, Pinguine und Bären finde ich großartig. Doch der Löwe berührt mich zutiefst.
Krododile sind nicht so mein Ding. Im Sambesi, dem größten Fluss, der durch 5 Länder Afrikas fließt, wimmelt es nur so von Krokodilen und an den Ufern ist äußerste Vorsicht geboten. Da kann der Sundowner schnell zum Outburner werden.
Krokodile finde ich bedrohlich. Sie sind es auch!

Das war 2017, und finanzieren konnte ich diese Reise aus einem sehr traurigen Grund. Ich habe geerbt. Man erbt nur, wenn jemand stirbt. Gleichzeitig mit dem Geldwert, den ich erbte, hat sich in mir Widerstand geregt. Widerstand gegen die Möglichkeit, genau so wie die, die mir soviel vererbt hat zu sterben, ohne je mehr von der Welt gesehen zu haben, als ein paar Städte imRuhrgebiet.
Ich hatte nun das Geld, spürte deutliche Widerstände in mir und habe Angst gehabt.
Doch ich habe es trotzdem getan und diesse Vorgehensweise als für mich sehr geeignet entdeckt. Ich habe oft Angst, doch ich tue es trotzdem!

Niemals vorher habe ich so etwas wunderschönes gesehen, wie die Serengeti. Auch auf Sansibar bin ich gewesen und auf Mauritius. Dort war es auch schön. Doch es ist nicht das Afrika, das ich erleben will.
2019. Die Victoria Falls stehen auf meiner Bucket list. Ich reise grundsätzlich allein, weil diese Zeit die einzige Zeit ist, in der ich mich frei fühlen kann.

Mit Begleitung bin ich nicht frei. 

Ist es nicht gefährlich, als Frau allein zu reisen? - werde ich oft gefragt.
Nun, als Mann kann ich nicht allein reisen. Deshalb mache ich das als Frau.
Wenn man bedenkt, wie gefährlich unzählige Afrikanische Menschen leben, weil sie jeden Tag an Hunger sterben können, ist die Gefahr relativ, wenn man eine Kreditkarte in der Tasche hat.
Gefährlich kann es auch sein, als Frau allein in den Supermarkt zu gehen.


 


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