Wer?
Ich bin jemand.
Irgendjemand!
Da scheiden sich die Geister, ob ich ein Sandkorn bin unter einem Sangria-Eimer auf Malle, oder gar ein Staubkorn in einem unendlichen Universum. So oder so ist erst einmal fragwürdig, ob wir im großen Ganzen eine Bedeutung haben.
Früher oder später wird das Licht ausgehen und dann?
Vielleicht ist dann ewige Finsternis. Möglich ist alles.
Der Gedanke ist jedoch unschön.
Deshalb habe ich mir eine Alternative gewählt, die mir besser gefällt, als an einem schäbigen Eimer zu kleben und womöglich vom Erbrochenen eines Besoffenen bedeckt zu werden.
Das schließt die ewige Finsternis nicht aus, doch immerhin hat man bei Gott die Chance, gegenzuarbeiten. Sagt Rita*. Rita sagt, dass der physische Tod auch Überlebende hat, die dann in einer geistigen Welt sind und eine Art unterschiedlicher Prüfungsaufgaben lösen müssen, je nachdem, wie sie gelebt haben. Die Prüflinge empfinden sich selbst als noch körperlich anwesend, so aussehend, wie sie die Lebenden der Erde verlassen haben. Rita sagt, es gibt Berichte über Medien, die solcherlei Informationen direkt vom Prüfling aus der geistigen Welt empfangen.
Ich halte das für möglich, weil ich es nicht ausschließen kann, finde jedoch die Argumentation von Rita sehr dünn, weshalb ich begründete Zweifel an dieser Theorie habe. Rita hat mir Literatur geschenkt, die 'Berichte aus der geistigen Welt' enthält. Die Prüflinge berichten aus der geistigen Welt von Aufgaben, die sie zu bewältigen haben, weil sie zu Lebzeiten so einiges verkackt haben. Wer also z.B. wenig Nächstenliebe verbreitet hat, wird in der geistigen Welt nicht umhin kommen, sich in Nächstenliebe zu üben, die dann seine Versäumnisse wieder gut machen kann. Was jedoch aus meiner Sicht eine Art Wegweiser ist, ein gutes und redliches Leben zu führen, jedenfalls nach christlichen Werten. Die geistige Welt schenkt uns Einsichten, auf die jeder von uns auch selbst kommen kann. Das Medium, das die Botschaften übermittelt, gibt uns keine Aussagen, die für uns überraschend und neu sind, sondern mit vielen Worten: "Sei lieb, sonst Fresse dick!"
Ode auch: "Du erntest, was Du säst."
So manche Ernte fährt man auch zu Lebzeiten bereits ein.
Ich zweifele den moralischen Wert der Botschaften nicht an, doch ich zweifele an, dass diese von einem Toten aus der geistigen Welt gesagt wurden.
Und schon muss ich wieder einmal zugeben, dass ich nicht die geringste Ahnung habe, was mich erwartet, wenn ich einmal tot bin, deidel didel deidel biddi biddi deidel didel dum...
Ich hänge mich ungerne zu weit aus dem Fenster, doch glaube ich auch, dass ich mich mit diesem Unwissen in bester Gesellschaft befinde.
Die Re-Inkarnation wiederum, der Rita zustimmt, kann ich da schon eher in Erwägung ziehen. Mit dem einen oder anderen Schicksalsschlag müssen wir alle leben, doch ansonsten lebe ich in Hülle und Fülle und bin in diesem Leben vielleicht gesegnet, weil ich im letzten Leben nicht alles verkackt habe.
Doch noch ist nicht aller Segen Ende.
Das in Erwägung ziehen von Re-Inkarnation sollte eigentlich bei mir bewirken, dass ich in diesem Leben für das nächste Leben vor sorge. Doch das ist Theorie, nicht nur bei mir, wie ich feststellen kann, wenn ich mich umschaue.
Nächstenliebe finde ich richtig schwer.
In meinem bisherigen Leben habe ich so viele Arschgeigen getroffen, dass ich dieses Ansinnen von Gott nicht gut durchdacht finde. Man sollte von der Liebe zur nächsten Arschgeige befreit sein.
Nächstenliebe ist ungefähr so schwer, wie wenn ein Kamel durch ein Nadelöhr müsste.
Verzeihen ist ein Teil von Nächstenliebe. Rücksicht, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft. Das sind kleine Brüder und Schwestern der Nächstenliebe.
Bei manchen Arschgeigen fällt mir das schwer, ihnen keine reinzuhauen. Geschweige denn lieben!
Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, ehrliche Einsicht und den Wunsch etwas zu verändern von einer guten Lüge zu unterscheiden. Das bemerke ich am Verhalten, nicht etwa an der Nase. Pinocchio ist ein Märchen.
*Name von der Autorin geändert